Neues Denken für nachhaltiges Handeln

Stadtwerke brauchen Glasfaser!

 

Die so genannte vierte industrielle Revolution verdankt ihren Siegeszug der Digitalisierung und dem Internet. Führte der Weg in den vergangenen 200 Jahren von der Mechanisierung hin zur Automatisierung in einer Welt klar definierter Märkte, so geht es heute um digitale Wertschöpfung. Das Internet macht Prozesse intelligenter und schneller, Produkte und Services smarter und individueller, Märkte in vielen Fällen grenzenlos und es bietet Platz für neue Geschäftsmodelle und Angebote. Längst haben die damit verbundenen rechtlichen Fragestellungen den nationalen Rahmen verlassen.

 

Durch die Grenzenlosigkeit des Web und die technischen Entwicklungen stehen auch die staatlichen Institutionen vor ständigen Herausforderungen und der Beantwortung von Fragen, für die das bisherige Instrumentarium auf nationaler bzw. internationaler Ebene häufig nicht mehr ausreicht.

 

Zusammenwachsen der Sektoren

Digitalisierung teilt sich heute nicht mehr in die abgeschlossenen Welten der privaten Haushalte, öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen. Sie umfasst sämtliche Lebensbereiche. Es geht um Transport, Verknüpfung, Speicherung und Sicherheit von Daten, um Datenmengen und Ladezeiten – alles und jeder möchte zu jeder Zeit mit seiner Umwelt vernetzt sein. Aber auch um Kosten und Investitionen, um das Nutzen von Chancen und um das Minimieren von Risiken. Nicht zuletzt geht es auch darum, wie wir leben und arbeiten (wollen). Digitale Angebote zu schaffen und zu nutzen setzt neben den entsprechenden Rahmenbedingungen die notwendigen Technologien und Dienste sowie tragfähige Geschäftsmodelle voraus. Und es erfordert neue Formen der Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette.

Was vor Jahrzehnten mit Großrechnern, Telefonleitungen und Fernsehkabeln begann, reicht heute nicht mehr aus, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Das gilt sowohl innerhalb als auch zwischen den einzelnen Sektoren. Deutschland liegt bei der Digitalisierung im europäischen Vergleich im hinteren Mittelfeld. Dabei ist die Notwendigkeit leistungsstarker Breitbandinfrastrukturen längst erkannt und vielerorts in den Ballungsräumen umgesetzt. Dort ist der Markt in vielen Fällen zu einem Käufermarkt geworden. Angebote wie 3play müssen hervorragende Qualität und exzellenten Service zu einem minimalen Preis bieten. Datenvolumina steigen rasant, doch die Ladezeiten decken den Bedarf gerade in der Fläche vielerorts (noch) nicht ab.

Die Anforderungen der Unternehmen sind nochmals höher. Es geht um ihre Position in einem Markt, in dem Digitalisierung eine maßgebliche Voraussetzung für unternehmerischen Erfolg wird. Unternehmensinterne Prozesse, die grenzüberschreitende Vernetzung von Maschinen und Anlagen, künstliche Intelligenz oder additive Fertigung als Beispiele, die Gestaltung von Lieferketten bis hin zu Vertrieb und Marketing erfordern Geschwindigkeit, Bandbreite und Sicherheit.

Als dritter Sektor kommen Verwaltung und öffentliche Daseinsvorsorge ins Spiel. Hier trifft der Verbraucher in vielen Fällen noch auf eine analoge Welt, doch neue Konzepte bei Mobilität, Gesundheit oder Verwaltung schaffen Mehrwert und bauen digitale Brücken zwischen privatem Verbraucher und öffentlicher Hand. Dies gilt genauso zwischen Wirtschaft und Verwaltung.

 

Mit Glasfaser ins Gigabit-Zeitalter

Um die Vorteile der digitalen Welt nutzen zu können, muss man Zugang zu ihr haben. Die drei Sektoren wachsen durch die Digitalisierung immer weiter und auch immer mehr zusammen. Neben dem Festnetz geht es um den Mobilfunk. 5G als neuer Standard ermöglicht Datenübertragung in Echtzeit, doch Voraussetzung für den Einstieg in das Gigabit-Zeitalter ist und bleibt die Glasfaser. Die Politik bekennt sich mittlerweile zu ihr, Brückentechnologien gehört nicht mehr die Zukunft. Aber diese Netze der Vergangenheit bestehen und die Betreiber verdienen damit gutes Geld. Gleichwohl investieren sie mittlerweile auch in Glasfaser.

Die Selbstverpflichtung der Politik lautet, gleiche Lebensverhältnisse in ganz Deutschland herzustellen. Dafür ist eine leistungsstarke digitale Infrastruktur mit der Glasfaser als zentrales Rückgrat zwingende Voraussetzung. Es geht um Daseinsvorsorge – und damit kommen Stadtwerke als die lokalen Player vor Ort ins Spiel.

Die digitale Stadt führt alle drei Sektoren – Privathaushalt, Unternehmen und Verwaltung – zusammen, um Dienste zu nutzen, aber auch anbieten zu können. Städte sind die wirtschaftlichen Knotenpunkte, sie bieten unter anderem Arbeitsplätze, ein breites Freizeit- und Kulturangebot, Zugang zu medizinischer Versorgung und Bildung. Zahlreiche Stadtwerke schaffen die dafür erforderlichen Voraussetzungen, indem sie Telekommunikationsnetze bauen – und auch betreiben. Mit Blick auf die immer weiter steigenden Anforderungen des Ökosystems Stadt liegt die Lösung in Glasfaser-Infrastrukturen. Gleichwohl ist der Bau von Telekommunikationsnetzen selbst für gestandene Daseinsversorger Neuland. Dies gilt umso mehr für den ländlichen Raum. Breitbandausbau in der Fläche, in den weißen und grauen Flecken, gilt vielen als unrentabel und erfordert daher neues Denken und innovative Lösungen.

 

Stadtwerke als digitale Daseinsversorger

Gerade kleineren Stadtwerken geht es am Anfang häufig zunächst einmal darum, ein passives Netz zu schaffen und für den späteren Endausbau vorzubereiten. Tiefgehende Wertschöpfung bieten jedoch erst das aktive Netz – und im besten Fall die eigene Telekommunikations-Endkundenmarke. Hier haben Stadtwerke ein Asset, das sie im Wettbewerb stark macht: die eigene Marke als regionaler Daseinsversorger, nahe am Kunden und mit oftmals langjähriger Beziehung über Generationen hinweg. Hier nützen Glaubwürdigkeit und Authentizität der Marke, verbunden mit einem attraktiven Angebot. White-Label-Dienste helfen dabei, ein eigenes Telekommunikationsangebot zu schaffen und zu vergleichsweise geringen Kosten zu vermarkten. Damit kann der lokale Versorger sein Leistungsportfolio schnell und kosteneffizient erweitern und das Bedürfnis nach schnellem und zuverlässigem Internet zufrieden stellen – was für viele Endkunden mittlerweile neben Strom und Wasser eindeutig zu den Grundbedürfnissen zählt. Und unterm Strich rechnet sich dank der hohen Leistungsqualität, der steigenden Kundenzahl und der bei diesem Modell geringeren Investitionen der Business Case – auch bei der für ländliche Gebiete üblichen geringen Besiedlungsdichte.

Neben seinem White-Label-Angebot hat ropa auch dank seiner Endkundenmarken „echtschnell“ und „Das Bessere Netz“ Erfahrung bis in den Haushalt der Endkunden hinein. Somit können wir ein ganzheitliches Portfolio von der Beratung über die Planung bis hin zu Betrieb und Vermarktung des Netzes anbieten. Wir sorgen außerdem dafür, dass unsere Kunden und Partner zunächst möglichst viele Nachfrager aggregieren und dabei die finanziellen Hürden so gering wie möglich halten. Dies können wir leisten, indem wir unsere Dienstleistung auf der aktiven Kundenbasis abrechnen und auf hohe Einmalkosten und Grundgebühren verzichten.  Netze lassen sich auch für Nebendienste nutzen. Daher – und hier geht es um den Blick über den digitalen Tellerrand hinaus – raten wir, nicht nur den Telekommunikationsmarkt zu betrachten, sondern auch andere Anwendungsmöglichkeiten für das „digitale Ökosystem Stadt“.

Das größte Risiko für angehende Internet Service Provider liegt in der Fehleinschätzung von Markt und Bedarf. Zu hohe Endkundenpreise führen zu einer geringeren Endkundennachfrage und damit zu einer unzureichenden Netzauslastung. Andersherum können sich zu hohe Preise aus allzu konservativer Kostenberechnung ergeben, so dass mögliche Geschäftschancen nicht genutzt werden. Ein weiteres Risiko ist die Anrechnung interner Margen auf den Endpreis. Hier muss sehr kritisch auf Wirtschaftlichkeit geachtet werden. Und schließlich bleibt stets die Gefahr des Überbaus durch Dritte. Doch allen Risiken zum Trotz ermöglicht der Ausbau mit Glasfaser den Betreibern, gerade auch im ländlichen Raum, ihre Rolle als regionaler Daseinsversorger zu stärken und bestehende Monopole der leitungsgebundenen Infrastrukturanbieter zu brechen.

Abgerundet wird dieses Geschäftsfeld durch die gezielte Betreuung und Versorgung der Wohnungswirtschaft mit Telekommunikationsdiensten. Der Vermieter steigert so den Wert der Immobilien durch Glasfaseranschlüsse bis in die Wohnungen, während der Netzbetreiber bzw. Internet Service Provider bei einem einmalig (hohen) Vertriebsaufwand für ein starkes Grundrauschen in der Netzauslastung sorgen kann. Und als lokaler Energieversorger hat man in den meisten Fällen den Vorteil, dass bereits eine langjährige Geschäftsbeziehung zu der Wohnungswirtschaft bei der Versorgung mit Strom, Wasser oder Gas besteht und man so bereits einen Zugang zum Kundenpotential hat. Es ist also eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

 

Keine Digitalisierung ohne flächendeckende Glasfaser

Es wird klar: Die Digitalisierung betrifft alle Lebensbereiche und Sie wird zukünftig in noch rasanterem Tempo voranschreiten. Damit Deutschland nicht den Anschluss verliert, bedarf es einer flächendeckenden Versorgung mit Glasfaser. Denn diese bleibt Voraussetzung für Mehrwert schaffende Anwendungen und für einen erfolgreichen Business Case.

Energieversorger und Stadtwerke sind die Experten schlechthin im Bereich leitungsgebundener Versorgungsinfrastrukturen – und somit bestens gewappnet für die anstehenden Herausforderungen und die Erschließung des kabelgebundenen Telekommunikationsmarktes. Und mit einem starken Partner an der Seite, mit dem alle Hürden gemeinsam genommen werden können, steht einer erfolgreichen Geschäftsfelderschließung nichts mehr im Wege. Nur gemeinsam können wir dafür sorgen, dass Deutschland nicht den Digitalen Anschluss verliert, denn es gilt: Stadtwerke brauchen Glasfaser – und Glasfaser braucht Stadtwerke!

 

Dieser Artikel wurde im Dschungelführer 2020 auf Seite 86 veröffentlicht. Der „Dschungelführer durch den Telekommunikationsmarkt” ist ein TK-Branchenbuch welches seit 1998 veröffentlicht wird. Die jährlich erscheinenden Ausgaben enthalten Expertenbeiträge verschiedenster Art.

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